Crítica de Il barbiere di Siviglia de Rossini. Viena (alemán)

Wien. Staatsoper: Il barbiere di Siviglia. ein Feuerwerk der guten Laune

WIEN / Staatsoper: IL BARBIERE DI SIVIGLIA am 22.03.2013-03-23

Ein Feuerwerk der guten Laune

Schon bei der Ouvertüre konnte man erahnen, dass wir heute eine sehr vergnügliche Vorstellung erleben werden. Nach der „Papierform“ sollte nichts schief gehen, und so war es dann auch. Die alte, vor kurzem etwas aufgebrezelte Inszenierung von Günther Rennert ist alltagstauglich wie am ersten Tag und man merkt, dass sich die Akteure hier zu Hause fühlen. Wir hatten den Eindruck, dass diese außergewöhnliche Komödiantengruppe auf der Bühne ebensoviel Spaß hatte wie das Publikum im Saal. Begnadete schauspielerische Kunst ist, wenn man über die gleichen Pointen und Gags zum x-ten Mal lachen muß, als wären sie spontan und neu.

Liebling des Abends war verdientermaßen Adrian Eröd als Figaro. Dieser sympathische Sänger verbindet einen herrlich timbrierten Bariton, perfekte Gesangstechnik, eine beeindruckende Spitzzüngigkeit mit Spielwitz und guter Laune – derzeit wahrscheinlich DER Figaro:

Als zweiten Superstar des Abends erlebten wir Javier Camarena als Graf Almaviva. Die Beweglichkeit, die Sicherheit und die Stimmschönheit seines „tenore di grazia“ ist beeindruckend, der frenetische Szenenapplaus war hochverdient. Jedenfalls ist er der souveränste mexikanische Tenor, den wir in den vergangenen Wochen zu hören bekamen.

Vesselina Kasarova bewies eindrucksvoll, dass man die Rosina mit einem Mezzosopran besetzen soll; besonders wenn so herrlich „gurrende“ Tiefen, ein bruchloser Registerwechsel und eine gute Höhe zur Verfügung stehen. Natürlich hört man, dass Vesselina Kasarova schon auf dem Weg vom Mündel zur Gräfin ist, das tut aber dem Vergnügen am heutigen Abend keinen Abbruch.

Einen ganz besonderen Genuss bereitete uns wieder einmal die Darstellung des Doktor Bartolo von Alfred Sramek. Er befindet sich derzeit in hervorragender stimmlichen Verfassung und beherrscht mit seinem komödiantischem Talent und Können, mit seiner übermütigen Kauzigkeit das Geschehen. Eigentlich sind ja die Besetzungszettel vom „Barbiere“ ebenso wie die von Tosca und von L’Italiana in Algeri unrichtig. Es sollte heißen: Alfred Sramek spielt Alfred Sramek – und das ist uneingeschränkt als Kompliment gemeint. Bei diesem südländischen Temperament könnte man meinen, dass das „MI“ auf seinem Autokennzeichen für Milano steht.

Ein großer Komödiant der jüngeren Generation ist der stimmgewaltige Sorin Coliban. Sein warmer, ausdrucksstarker Bass verleiht dem Basilio die erfreuliche, sängerische Präsenz. Wie wir seit seiner Vorstellungs-Matinee wissen, schafft er mit der Mimik bereits den Eindruch einer halbszenischen Darbietung – im Kreise der Komödiantentruppe dieses Abends wächst auch er über sich hinaus.

Die kleineren Partien sind mit Lydia Rathkolb (Marzellina) – schnupft wie ein Bierkutscher, Alessio Arduini (Fiorello) – ein echter Gewinn für das Ensemble, Wolfram Igor Derntl (Offizier) und Florian Tomaschitz (Ambrogio) sehr gut besetzt und tragen durch ihre köstlichen Darstellungen viel zum gelingen dieses außergewöhnlichen Abends bei.

Guillermo Garcia Calvo ermunterte das Staatsopernorchester zu einem luftig leichten Rossini-Klang wobei die rücksichtsvolle Sängerbegleitung nie zu kurz kam. Bedenkt man, dass dieses Orchester bereits am Sonntag den Wozzeck und ein paar Tage danach (hoffentlich eindrucksvoll wie gewohnt) die weihevolle, mächtige Musik des Parsifal spielt, kann man ermessen in welch privilegierten Situation wir uns hier befinden.

Maria und Johann Jahnas

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