Caracalla. Ballett- und Opernaufführungen

Sommerfestspiele in den Caracalla-Thermen mit Ballett- und Opernaufführungen

Superintendant Carlo Fuortes: Die Therme Caracallas sollen wieder zum Schauplatz für die große Attraktivität der italienischen Oper und für künstlerische Darbietungen auf Weltniveau werden

Auf dem Spielplan 16 statt nur 9 Wiederholungen aller Opernaufführungen
Das Repertoire gleichermaßen klassisch wie populär: vom Schwanensee zur Bohème –
Carmen in einer neuen Orchesterfassung des Orchestra di Piazza Vittoria – Ein Abend mit Roberto Bolle Das Tokyo Ballett ehrt das Werk Maurice Béjarts mit verschiedenen Aufführungen

Caracalla 2014. Eine neue Sommersaison, die einen weiteren wichtigen Schritt innerhalb der Maßnahmen darstellt, die Superintendant Carlo Fuortes für die Erneuerung des Operntheaters Rom vorgesehen hat. Ziel ist es, durch die Erweiterung des Programms, die häufigere Aufführung der Stücke und die dadurch zu erwartende höhere Besucherzahl die Bedeutung des Hauses in der Kulturszene der Hauptstadt, aber auch ganz Italiens, zu sichern und auszubauen. So sieht der neue Spielplan denn auch fast eine Verdoppelung aller Opernaufführungen (von 9 auf 16) vor, eine Herausforderung, die das Orchester, den Chor und das Ballettensemble der Oper sowie alle anderen künstlerischen Bereiche vereint auf den Plan ruft. All dies soll dank der erhöhten Einnahmen zur Selbstfinanzierung des Theaters beitragen.
Die große Besucherzahl der Caracalla-Therme erlaubt es nicht nur, die Ausgaben für die Produktion aufzuwiegen, sie wird auch dazu beitragen, den Etat der Stiftung des Teatro dell´Opera di Roma zu sanieren. Eine Politik, so Fuortes wiederholt, die nicht nur an den höheren Einnahmen durch Eintrittsgelder orientiert ist, sondern vor allem an der Qualität und der Originalität des Programms, was letztlich zu einer stärkeren Einbindung der Oper in den hauptstädtischen Kontext führen und der Nachfrage aus dem In- und Ausland, aber auch aus dem römischen Umfeld selbst gerecht werden soll, das sich ja als Hauptstadt dieser so wunderbaren Zusammenstellung aus Einheimischen und Gästen aus aller Welt erfreut.
Herausragende Klassiker stehen bei diesen Sommerfestspielen 2014 in den Caracalla-Thermen in zum Teil moderner Interpretation auf dem Programm, ohne dabei jedoch ihren Anreiz für das große Publikum zu verlieren – ganz im Sinne der Tradition der römischen Oper, ein breites Publikum anzusprechen.
Besonders charakteristisch für das Repertoire des Orchestra di Piazza Vittorio ist die Neuausgabe großer Werke: nach der Zauberflöte steht jetzt Carmen, ein Werk, das der Bizet-Oper nachempfunden ist, auf dem Programm, die Uraufführung in Italien wird am 24. Juni die symphonische Saison der Festspiele eröffnen (Beginn 21.00).
“Die Carmen – kommentiert Mario Tronco seine Zusammenarbeit mit Leandro Piccioni an der musikalischen Neufassung des Stücks – ist eine opéra comique, die ihre Inspiration aus der Zigeunermusik nimmt. Die musikalische Neubearbeitung legt den Schwerpunkt auf die Hervorhebung jener Passagen in der Partitur, in der der Bezug zu dieser Musik besonders stark hervortritt. Es ist unser Anliegen gewesen, die Komposition bloß zu legen und sie möglichst verständlich zu machen, um herauszufinden, wo der Kern der Emotionen liegt. Die Einfachheit dieser bloßgelegten Melodie versetzt den Zuhörer geistig in große Nähe zu dem Augenblick ihrer Schöpfung. Dies ist der interessanteste Teil unserer Arbeit oder zumindest der Teil, dem unsere besondere Liebe gilt.“
Besonders reizvoll ist für Bizetbegeisterte dann der Vergleich mit der Originalfassung, die es vom 18. bis 28. Juni auf der Bühne des Teatro Costanzi zu sehen gibt.
Am 27. und 28. Juni (21 Uhr) gastiert das weltberühmte japanische Ballettensemble The Tokyo Ballett bei den Caracalla-Festspielen mit drei Werken eines der größten Choreographen aller Zeiten: Maurice Béjart. Seit seiner Gründung im Jahr 1964 hat das Tokyo Ballett Bühnenwerke verschiedenster Epochen gleichermaßen östlicher wie westlicher Prägung aufgeführt, in seinem Repertoire finden sich Meisterwerke klassischer, neoklassischer und zeitgenössischer Choreographen. Unter ihnen selbstredend das Ballett-Triptychon Béjarts: Le sacre du printemps zur Musik von Igor Stravinskij, die Sept Danses Grecques von Mikis Theodorakis und Don Giovanni zur Musik von Frédéric Chopin zum mozartischen Sujet.
Bezüglich der choreographischen Arbeit zu Le Sacre du printemps (Die Frühlingsweihe) von Strawinsky, die 2013 ihr 100-jähriges Jubiläum gefeiert hat, hat sich der große Ballettmeister einmal so ausgedrückt: “Frühling ist mehr als jene ungeheuerliche elementare Kraft, die sich unter dem Deckmantel des Winters versteckt, um dann plötzlich unerwartet hervorzubrechen und die Welt mit all ihren unendlichen Erscheinungsformen pflanzlicher, tierischer und menschlicher Natur zu füllen. Der körperliche Aspekt der zwischenmenschlichen Liebe symbolisiert den Akt der Schöpfung selbst, mit dem der Schöpfer das Universum geschaffen hat, und die damit verbundene Freude. Es ist ein Moment, in dem die Mauern zwischen den Menschen brüchig werden, und man aus diesem Grund von einer Kultur sprechen kann, die ihre eigenen Grenzen überschreitet, und nur das noch bleibt, was unabhängig vom zeitlichen und gesellschaftlichen Zusammenhang besteht: die universellen und substantiellen Kräfte des Menschen. Es ist ein Ballett, das folglich jedweden pittoresken Anspruch von sich weist. Es ist eine Hymne auf die Verbindung der Geschlechter auf einer instinktiveren und substantielleren Ebene, ein Ballett über die Einheit von Himmel und Erde, ein Ballett über Leben und Tod, ewig wie der Frühling.“

Als der Klassiker unter den Klassikern kehrt, so beliebt wie der “Nussknacker” und in der letzten Saison im Teatro Costanzi unangefochtener Publikumsliebling, vom 3. bis 15. Juli der “Schwanensee” zur Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowski in der Choreographie von Patrice Bart zurück (Vorstellungen jeweils 21 Uhr). Unter den Ballettgrößen, die abwechselnd mit höchster Bravour und Professionalität Odette bzw. Odile darstellen, Ludmila Pagliero (Startänzerin der Opéra National de Paris), Iana Salenko (Erste Solotänzerin des Staatsballetts Berlin), Alessandra Amato (Prima Ballerina des Teatro dell’Opera di Roma) ebenso wie Paulo Arrais und Giuseppe Picone, die abwechselnd die Rolle des Fürsten übernehmen werden.

Die Opernsaison der Caracalla-Festspiele wird mit der Aufführung von Puccinis La Bohème am 14. Juli (bis zum 9. August mehrere Wiederholungen) eröffnet. Unter der musikalischen Leitung von Daniele Rustioni und der Regie von Davide Livermore (ihm sind auch Inszenierung, Kostüme und Licht zu verdanken) wird der Zuschauer in die amouröse Welt Mimìs und Rodolfos entführt, angesiedelt in ihrer Zeit und eingebettet in die Projektion von Meisterwerken impressionistischer Kunst, ein malerisches Universum, perfekte Kulisse für die vollendete Darbietung von Starsängern wie Carmela Remigio (als Protagonistin im Maometto II jüngst vom Publikum mit besonderem Applaus bedacht), Aquiles Machado (Rodolfo), Claudio Sgura (Marcello) und Rosa Feola (Musetta). Der Chor des Operntheaters Rom wird dirigiert von Roberto Gabbiani.
Ein weiterer Höhepunkt auf dem Spielplan, der sich ebenfalls beim Publikum großer Beliebtheit erfreut: Der Barbier von Sevilla. Die Oper von Gioachino Rossini wird im Rahmen der Caracalla-Festspiele in einer neuen Produktion vorgestellt, Premiere am 23. Juli, und bleibt bis zum 8. August unter der musikalischen Leitung von Stefano Montanari und der Regie von Lorenzo Mariani, der der Rossini-Oper den Anstrich eines Musicals aus den 50er Jahren gegeben hat, im Programm. Junge Solisten von internationalem Rang sind hier im Cast vereint: René Barbera (Almaviva), Annalisa Stroppa (Rosina), Omar Montanari (Don Bartolo) und Vito Priante (Figaro). Der Chor des Teatro dell’Opera wird geleitet von Roberto Gabbiani.

Ein allseits ersehntes Event ist unter Ballettfans die Vorstellung in den Caracalla-Thermen vom 25. Juli: Roberto Bolle lässt, wie immer in Begleitung seiner zahlreichen “Freunde”, ausnahmslos große Namen des internationalen Balletts, vor den Augen der Zuschauer das großartige abwechslungsreiche und atemberaubende Tanzschaustück Roberto Bolle and Friends entstehen.