Die „art-but-fair-Verpflichtung“. Opera World

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Kunst und Kultur sind von grundlegender Bedeutung für ein erfüllendes gemeinschaftliches Leben. Deshalb haben die meisten Nationen die Freiheit der Kunst als Grundrecht in ihre Verfassungen aufgenommen und die Pflege und Förderung der Kunst als politischen Auftrag formuliert. In Deutschland wird Kunst und Kultur zu einem großen Teil mit Steuergeldern finanziert.

Einer kritischen Überprüfung der gesellschaftlichen Aufgabe hält unser gegenwärtiger Kunst- und Kulturbetrieb jedoch in oft nicht stand. Statt die Kunst vor den Gesetzen des Marktes zu schützen, wird sie eben diesen immer stärker ausgesetzt. Die Kulturbetriebe geben den wirtschaftlichen Druck an die Kulturschaffenden weiter. Besonders die solistisch arbeitenden Künstler sind davon betroffen und geraten so in immer prekärere Lebensumstände.

Andererseits werden zunehmend auch moralische Missstände im Theater-, Festival- und Konzertbetrieb auffällig und öffentlich thematisiert. Die auf der Bühne oft vehement eingeforderten Grundwerte der Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Verantwortung und Demokratie werden in den Betrieben bei weitem nicht ausreichend gelebt und umgesetzt. Die Glaubwürdigkeit staatlich geförderter Kultur steht auf dem Spiel. Es muss ein Prozess der Auseinandersetzung mit den Werthaltungen in unseren Kulturinstituten begonnen werden.

Um beiden Problemfeldern im Miteinander aller am Kunst- und Kulturbetrieb Beteiligten zu begegnen, ist der folgende Entwurf der „art-but-fair-Verpflichtungen“ entstanden. Sie soll in einem längerfristigen Prozess auf ein würdevolleres Arbeiten in der Darstellenden Kunst und der Musik hinwirken. Die „art-but-fair-Verpflichtung“ versteht sich als Selbstverpflichtung und ist konkreter Ausdruck der Eigenverantwortung von Personen oder Institutionen. Wir wenden uns mit der folgenden Diskussionsgrundlage sowohl an die Kunstschaffenden selbst als auch an Theaterleitende und Produzenten sowie an die Verantwortlichen in Kulturpolitik und Verwaltung. Die endgültige Formulierung der Verpflichtung soll in einem breiten Diskussionsprozess mit allen Beteiligten erarbeitet werden.

Als Ausdruck und Symbol der Selbstverpflichtung tragen die Unterzeichnenden das „art but fair“ Siegel und werden als solche im Internet veröffentlicht. Sie verpflichten sich jährliche Fortschrittsberichte zu verfassen und diese an „art but fair“ zu senden. Bei der praktischen Umsetzung der formulierten Ziele sowie beim Verfassen des Berichtes bietet „art but fair“ Hilfe an. Die Berichte werden veröffentlicht. Bleibt ein Jahresbericht aus, werden die Unterzeichnenden kontaktiert und zur Abgabe des Berichts aufgefordert. Der Status des Unterzeichnenden wird mit der Bezeichnung „keine Fortschritte“ versehen. Bleibt der Bericht ein weiteres Jahr aus, entzieht „art but fair“ das Siegel und veröffentlicht den Vorfall. Auch im Fall von groben Verstößen gegen die Prinzipien der Verpflichtung behält sich „art but fair“ vor das Siegel mit sofortiger Wirkung zu entziehen und den Vorgang ebenfalls zu veröffentlichen.

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Die art-but-fair-Verpflichtung für KUNSTSCHAFFENDE

Ich verpflichte mich, in meinen beruflichen Leben die folgenden Prinzipien nach meiner Fähigkeit in die Tat umzusetzen:

Ich werde mich dafür einsetzen, dass in den Arbeitsverhältnissen alle gesetzlichen Grundlagen eingehalten werden. Ich achte dabei insbesondere die Menschenrechte, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz sowie das geltende Arbeits- und Tarifrecht.

Ich werde nur in Arbeitsverhältnissen mit einer angemessenen Gage arbeiten, es sei denn es liegen einzigartige künstlerische, freundschaftliche oder wohltätige Gründe vor. Ich werde nicht an Proben oder Aufführungen ohne vorherigen Abschluss eines schriftlichen Vertrages teilnehmen.

Ich werde mich für einen höflichen, respektvollen und solidarischen Umgang aller Mitarbeitenden einsetzen und ein Klima gegenseitiger Wertschätzung und Achtung fördern. Dies schließt den Schutz von Minderheiten und die Wahrung von Chancengleichheit und Gleichbehandlung ein. Insbesondere werde ich entschlossen gegen sexuelle Übergriffe und gegen jede Form von Ausbeutung, Mobbing und Willkür vorgehen. Fürsorglichkeit, soziale Verantwortung, Transparenz und Loyalität sollen wesentliche Merkmale des angestrebten Miteinanders sein.

Ich werde mich aktiv gegen unlautere Vorteilsnahme und Vorteilsgabe bei der Stellen- und Auftragsvergabe einsetzen.

Die „art-but-fair-Verpflichtung“ für THEATERLEITENDE und PRODUZIERENDE

Ich verpflichte mich, in meinen beruflichen Leben die folgenden Prinzipien nach meiner Fähigkeit in die Tat umzusetzen:

Ich werde mich dafür einsetzen, dass sowohl für Proben, als auch für Auftritte angemessene Vergütungen und Spesen gezahlt werden. Ich fördere aktiv die Schaffung und Einhaltung von Mindest- und Richtgagen bei öffentlich geförderten Kulturproduktionen.

Ich werde mich in meinem Einflussbereich für einen höflichen, respektvollen und solidarischen Umgang aller Mitarbeitenden einsetzen und ein Klima gegenseitiger Wertschätzung und Achtung fördern. Dies schließt den Schutz von Minderheiten und die Wahrung von Chancengleichheit und Gleichbehandlung ein. Insbesondere werde ich entschlossen gegen sexuelle Übergriffe und gegen jede Form von Ausbeutung, Mobbing und Willkür vorgehen. Fürsorglichkeit, soziale Verantwortung, Transparenz und Loyalität sollen wesentliche Merkmale der angestrebten Unternehmenskultur sein.

Ich werde mich dafür einsetzen, dass allen Mitarbeitenden das Recht auf kritische Loyalität und sanktionsfreie Meinungsäußerung gewährt wird. Sie haben das Recht und die Pflicht ethisch fragwürdiges Verhalten anzuzeigen. Ich fördere ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld und lege besondere Aufmerksamkeit auf das künstlerische Kapital aller Beteiligten, deren Gesundheit für Körper, Geist und Seele. Dazu gehört auch die Sorge für angemessene Probe-, Aufführungs- und Unterkunftsbedingungen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass das Recht der Mitarbeitenden auf sinnvolle Arbeitsinhalte und auf Partizipation an Entscheidungen, welche die eigenen Arbeitsinhalte betreffen gewahrt wird.

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Ich werde mich dafür einsetzen auch mit Bewerberinnen und Bewerbern einen respektvollen Umgang zu pflegen. Gegen unlautere Vorteilsnahme und Vorteilsgabe bei der Stellen- und Auftragsvergabe werde ich mich aktiv einsetzen.

Die „art-but-fair-Verpflichtung“ für
VERANTWORTLICHE in KULTURPOLITIK und VERWALTUNG

Ich verpflichte mich, in meinen beruflichen Leben die folgenden Prinzipien nach meiner Fähigkeit in die Tat umzusetzen:

Ich werde mich für den Schutz und die Förderung von Kunst und Kultur als Staatsziel meines Landes einsetzen. Ich verpflichte mich, innerhalb meines Wirkungskreises die Bedingungen für die Entfaltung von Kunst und Kultur zu verbessern und weiterzuentwickeln. Hierfür unterstütze ich kulturpolitische Konzepte zur Ausgestaltung des öffentlichen Kulturauftrags. Den Diskurs über die Werthaltungen im öffentlich geförderten Kulturbetrieb werde ich aktiv gestalten und befördern.

Ich werde mich dafür einsetzen dem zunehmenden Kommerzialisierungsdruck entgegenzuwirken und die Arbeitsbedingungen der Kunstschaffenden zu verbessern.

Ich werde mich dafür einsetzen, dass öffentliche Fördergelder nur für Projekte bereitgestellt werden bei denen angemessene Gagen bezahlt werden. Ich fördere aktiv die Schaffung und Einhaltung von Mindest- und Richtgagen bei öffentlich geförderten Kulturproduktionen.

In meinem Einflussbereich werde ich mich aktiv für einen höflichen, respektvollen und solidarischen Umgang aller Mitarbeitenden einsetzen und ein Klima gegenseitiger Wertschätzung und Achtung fördern. Dies schließt den Schutz von Minderheiten und die Wahrung von Chancengleichheit und Gleichbehandlung ein. Insbesondere werde ich entschlossen gegen sexuelle Übergriffe und gegen jede Form von Ausbeutung, Mobbing und Willkür vorgehen. Fürsorglichkeit, soziale Verantwortung, Transparenz und Loyalität sollen wesentliche Merkmale der angestrebten Unternehmenskultur sein.

Gegen unlautere Vorteilsnahme und Vorteilsgabe bei der Stellen- und Auftragsvergabe werde ich mich in meinem Einflussbereich aktiv einsetzen.

Die „art-but-fair-Verpflichtung“ für
VERANTWORTLICHE an Hochschulen, Akademien und Schulen

Ich verpflichte mich, in meinen beruflichen Leben die folgenden Prinzipien nach meiner Fähigkeit in die Tat umzusetzen:

Ich möchte in umfassender Weise Verantwortung für die von mir Auszubildenden übernehmen. Dies schließt ein, dass ausschließlich Bewerber aufgenommen werden können, die eine außerordentliche künstlerische Begabung mitbringen und somit später eine reelle Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Ich sorge nach bestem Wissen und Gewissen für die umfassende künstlerische Ausbildung. Kurse, Klassen oder Jahrgänge sollen nur in pädagogisch vertretbarer Größe zusammengestellt werden. Ferner setze ich mich dafür ein, das Curriculum um die

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Vermittlung von Grundlagen der beruflichen Realität wie Arbeits- und Vertragsrecht, Kommunikation und Selbstmanagement zu erweitern. Ich fördere ein sicheres und gesundes Studienumfeld und sorge mich mit besonderer Aufmerksamkeit um das künstlerische Kapital aller Studierenden sowie deren Gesundheit für Körper, Geist und Seele.

Ich werde mich in meinem Einflussbereich für einen höflichen, respektvollen und solidarischen Umgang mit Studierenden und Kollegen einsetzen und ein Klima gegenseitiger Wertschätzung und Achtung fördern. Dies schließt den Schutz von Minderheiten und die Wahrung von Chancengleichheit und Gleichbehandlung ein. Insbesondere werde ich entschlossen gegen sexuelle Übergriffe, Mobbing und Willkür vorgehen. Fürsorglichkeit, soziale Verantwortung, Transparenz und Loyalität sollen wesentliche Merkmale des angestrebten Miteinanders sein.

Ich werde mich dafür einsetzen auch mit Bewerberinnen und Bewerbern einen respektvollen Umgang zu pflegen. Gegen unlautere Vorteilsnahme und Vorteilsgabe bei der Studienplatz- und Stellenvergabe werde ich mich aktiv einsetzen.

Die „art-but-fair-Verpflichtung“ für
AGENTUREN, MANAGER & KÜNSTLERVERMITTLUNGEN

Ich verpflichte mich, in meinen beruflichen Leben die folgenden Prinzipien nach meiner Fähigkeit in die Tat umzusetzen:

Ich möchte in umfassender Weise Verantwortung für die von mir vertretenen Künstlerinnen und Künstler übernehmen. Dies schließt ein, dass bei der Vermittlung und Betreuung die künstlerische Entwicklung der mir Anvertrauten und deren Gesundheit für Körper, Geist und Seele oberste Priorität hat. Ich werde mich dafür einsetzen, dass Produktionen oder Projekte mit in dieser oder in finanzieller Hinsicht unangemessenen Konditionen nicht vermittelt werden. Der finanzielle und zeitliche Aufwand soll in Bewerbungsverfahren so gering wie möglich gehalten werden.

Die an die Agentur zu zahlende Provision soll nur im Falle der erfolgreichen Vermittlung und nur in angemessenem Verhältnis zur Höhe des künstlerischen Honorars berechnet werden. Vorfinanzierungen durch von mir vertretene Künstlerinnen und Künstler sind daher auszuschließen.

Ich werde mich in meinem Einflussbereich für einen höflichen, respektvollen und solidarischen Umgang einsetzen und ein Klima gegenseitiger Wertschätzung und Achtung fördern. Dies schließt den Schutz von Minderheiten und die Wahrung von Chancengleichheit und Gleichbehandlung ein. Insbesondere werde ich entschlossen gegen sexuelle Übergriffe, Mobbing und Willkür vorgehen. Fürsorglichkeit, soziale Verantwortung, Transparenz und Loyalität sollen wesentliche Merkmale des angestrebten Miteinanders sein.

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